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  • AutorenbildMinistranten Altomünster

Die Grabeskirche

Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:



Jerusalem, du starke Stadt,

dicht gebaut und fest gefügt.

Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn.




Auch heutzutage machen sich viele Christen auf den Weg, um hinauf zur heiligen Stadt zu ziehen. Zumeist ist ihr Hauptziel die Grabeskirche, oder wie es bei den orthodoxen Christen heißt: die Auferstehungskirche. Tagsüber drängen die Touristen und Pilger in Scharren in diese besondere Kirche. Wirklich zur Ruhe kommen kann man in dieser Kirche eigentlich nur in der Früh oder am späten Nachmittag, wenn die meisten Touristen noch schlafen oder bereits zu Abend essen.

Doch den besinnlichsten und zugleich beeindruckendsten Moment verbringt man nachts in der Grabeskirche, wenn die Tore für die Öffentlichkeit geschlossen sind.


Doch wie schafft man es den überhaupts Nacht in eine verschlossene Kirche zu kommen? Hierbei kommt jeden Pilger, der bereit ist eine ganze Nacht über zu wachen und sich einsperren zu lassen, eine alte Tradition zu gute.


Jerusalem im August 2019


Vor zwei Wochen habe ich einen Franziskanerpater darauf angesprochen, ob ich eine Gebets- bzw. Nachtwache in der Grabeskirche halten darf, wie es Jerusalempilgern ermöglicht wird. Nachdem ich meinen Namen in eine Warteliste eingetragen hatte, ging es nur noch darum die Tage bis zur großen Nacht zu zählen. Heute ist es soweit! (…)

Die Sonne ist bereits am untergehen. Ich mache mich auf den Weg zur Grabeskirche vorbei an duftenden Marktständen und Souvenirläden. Ich schaue auf die Uhr. Es ist viertel vor neun. Ich muss mich beeilen, da die Türen der Grabeskirche um 21.00 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossen werden und der muslimische Wächter diese erst wieder im Morgengrauen öffnet.

Ich biege um die nächste Ecke und steh wieder einmal vor den Toren der Kirche.

Als ich die Kirche betrete sind bereits Polizisten dabei die letzten Touristen aus der Kirche zu bringen. Ein Mönch fragt mich nach meinem Namen um ihn mit seiner Liste abzugleichen. Er sagt zu den Polizisten, dass ich bleiben darf.


Die Glocke der nahegelegenen Erlöserkirche schlägt 21.00 Uhr. Langsam werden die Flügeltore der Grabeskirche geschlossen und klirrend der Riegel vorgeschoben. Zuletzt reicht der Schließer von außen noch eine Leiter herein, welche davor noch zum Schließen der Tür gebraucht wurde. Draußen vor der Tür wird es leiser. Hier drinnen in der Kirche geht es nun aber erst Richtig los. Die verschiedenen Priester und Ordensmänner beginnen die Kirche zu putzen und für die nächtliche Liturgie vorzubereiten.


Ich mache mich zuerst auf den Weg hinauf nach Golgota, zur Schädelstätte. Hier ist kaum etwas los.

Und was zur Tageszeit unmöglich ist wird nun möglich. Man kann in Ruhe einen Kreuzweg beten ohne

im nächsten Moment von der Stelle geschoben zu werden, damit der Nächste vor den Kreuzigungsaltar

treten kann. Danach mache ich mich auf den Weg, um meine Gebetswache im heiligen Grab fortzusetzen.

Hier konnte ich so viel Zeit verbringen, wie die meisten Touristen überhaupts gebraucht haben, um sich

anzustellen.




Kurz vor Mitternacht bittet uns ein Priester das Grab zu verlassen, damit er es für den anstehenden

Gottesdienst vorbereiten kann. Gegen 1.00 Uhr geht es dann erst richtig los. Gleichzeitig finden in der

Grabeskirche 3 verschiedene Gottesdienst statt. Diese unterscheiden sich in Sprache und Konfession.

Doch eins haben sie alle gemeinsam. Zu Beginn der Messe werden alle Altäre - wirklich alle – inzeziert.

Der Diakon, welcher mit dieser Aufgabe vertraut wird, ist hiermit einige Zeit beschäftigt, da er die

gesamte Grabeskirche ablaufen muss.


Nach der Nachtliturgie kehrt wieder Ruhe ein. Bis sich um 3.00 Uhr die Tore wieder für die Allgemeinheit öffnen und die ersten Messen auf dem Heiligen Grab gefeiert werden.


Müde aber glücklich mache ich mich nun auf den Weg zurück.

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